No-Soil: Die 5 größten Vor- und Nachteile von Hydro

Cannabisanbau mit Hydro-System: Lohnt sich der Umstieg?

Du möchtest Cannabispflanzen anbauen – und stehst vor der Frage: Soll ich auf Erde setzen oder auf ein sogenanntes Hydroponik-System? Vielleicht hast Du schon gehört, dass man mit Hydro deutlich mehr rausholen kann. Aber was genau steckt dahinter? Ist das nicht viel zu kompliziert? Und lohnt sich das überhaupt?

In diesem Artikel schauen wir uns gemeinsam an, was Hydroponik überhaupt ist, wie sie sich vom klassischen Anbau auf Erde unterscheidet, welche Vorteile und Nachteile das Ganze hat – und ob das auch für Dich eine gute Wahl sein kann.


Was bedeutet Hydroponik eigentlich?

Hydroponik ist ein schweres Wort, aber das Prinzip ist eigentlich ziemlich simpel:
Die Pflanze bekommt ihre Nährstoffe direkt über das Wasser – ohne Erde.

Stell Dir vor, die Wurzeln Deiner Cannabispflanze hängen direkt in einer Art Mini-Aquarium. Statt nach Nährstoffen in der Erde zu suchen, schwimmen sie in einer Nährlösung – das ist Wasser, in dem alle wichtigen Stoffe wie Stickstoff, Phosphor und Kalium gelöst sind. Die Pflanze kann diese Stoffe sofort aufnehmen, ohne Umwege.

Es gibt verschiedene Arten von Hydro-Systemen. Hier mal ein paar Beispiele:

  • DWC (Deep Water Culture): Die Wurzeln hängen direkt in einem Behälter mit Nährlösung, die ständig mit Luftblasen versorgt wird.
  • NFT (Nutrient Film Technique): Die Wurzeln liegen in einem schmalen Wasserfilm, der ständig nachfließt.
  • Ebbe- und Flut-System: Der Wurzelbereich wird regelmäßig überflutet – und danach läuft das Wasser wieder ab.
  • Tropfsystem/Tröpfchenbewässerung: Die Pflanze steht in einem Substrat (zum Beispiel Blähton), und Nährlösung wird langsam von oben zugetropft.

Das klingt erstmal nach Labor – aber im Grunde ist es nichts anderes als ein modernes Bewässerungssystem mit ein bisschen Technik und viel Kontrolle.


Was spricht für Hydro? Die Vorteile auf einen Blick

Viele, die auf Hydro setzen, tun das aus guten Gründen. Die Methode bietet nämlich einige ziemlich starke Vorteile – vor allem, wenn Du bereit bist, Dich ein wenig mit der Technik zu beschäftigen.

1. Die Pflanzen wachsen schneller

Stell Dir vor, Du musst nicht mehr nach Deinem Essen suchen – sondern bekommst es direkt serviert, perfekt portioniert, jeden Tag. Genau das passiert bei Hydroponik: Die Pflanze spart Energie, weil sie nicht mühsam nach Nährstoffen in der Erde graben muss. Sie bekommt alles direkt über die Wurzeln geliefert. Das Ergebnis? Schnelleres Wachstum. In der Wachstumsphase geht es zügiger voran, und auch die Blüte setzt meist früher ein.

2. Mehr Kontrolle, mehr Ertrag

In der Erde weißt Du oft nicht genau, was wirklich drin ist – bei Hydro weißt Du es ganz genau. Du misst den pH-Wert, regelst den Nährstoffgehalt (den sogenannten EC-Wert) und stellst alles exakt auf die Bedürfnisse Deiner Pflanzen ein. So kannst Du sie wirklich auf Hochleistung bringen – und bekommst dichte, große Blüten, die sich sehen lassen können.

3. Sauber und platzsparend

Ohne Erde gibt’s auch keinen Dreck. Kein Umfüllen, keine schweren Säcke, kein Herumkrümeln. Das System läuft sauber, lässt sich leichter reinigen und ist vor allem in kleinen Räumen super effizient. Wer Indoor anbaut und jeden Quadratzentimeter nutzen will, ist mit Hydro gut beraten.

4. Weniger Ärger mit Schädlingen

Erde bringt oft ungebetene Gäste mit – kleine Fliegen, Pilze oder andere Mikroorganismen. Hydro-Systeme nutzen sterile oder inerte Materialien wie Blähton, Steinwolle oder gar kein Substrat. Das verringert das Risiko für Schädlinge und Krankheiten deutlich.

5. Automatisierung möglich

Hydro lässt sich gut automatisieren: Pumpen und Zeitschaltuhren übernehmen viel Arbeit für Dich. Wenn alles gut eingestellt ist, brauchst Du nicht mehr täglich gießen oder kontrollieren – Dein System kümmert sich um Deine Pflanzen, fast wie ein Mini-Gärtner.


Was sind die Nachteile?

So toll das alles klingt – Hydro ist kein Selbstläufer. Ganz im Gegenteil: Es gibt viele Dinge, die Du unbedingt beachten solltest, bevor Du loslegst.

1. Mehr Technik, mehr Verantwortung

Bei Erde gießt Du, düngst ab und zu – und die Natur macht den Rest. In einem Hydro-System musst Du mehr verstehen und öfter kontrollieren. Du solltest wissen, wie man den pH-Wert misst, was ein EC-Wert ist und wie man die Nährlösung richtig mischt. Es ist ein bisschen wie Autofahren mit Schaltgetriebe – Du hast mehr Kontrolle, aber musst auch mehr können.

2. Fehler wirken schneller

In Erde haben Pflanzen einen gewissen Puffer – wenn Du mal zu viel gießt oder der Dünger zu stark ist, gleicht das die Erde ein Stück weit aus. In Hydro landet jeder Tropfen sofort an der Wurzel. Ein zu hoher Salzgehalt oder falscher pH-Wert kann die Pflanze innerhalb weniger Stunden stressen. Du musst also wachsam sein.

3. Abhängigkeit von Strom und Geräten

Ohne Strom kein Wasserfluss, keine Pumpe, keine Belüftung. Fällt etwas aus – etwa durch einen Stromausfall – kann das für Deine Pflanzen schnell kritisch werden. Ein Backup-System oder zumindest ein gutes Auge sind hier wichtig.

4. Teurerer Einstieg

Pumpen, Behälter, Messgeräte – das alles kostet erstmal. Einfache Erde, Töpfe und Dünger bekommst Du deutlich günstiger. Hydro lohnt sich oft langfristig, aber am Anfang musst Du investieren.

5. Automatisierung oft nur ein Wunschtraum

Klar, viele sprechen davon, dass Hydro „fast von allein läuft“. In der Praxis ist das aber nur dann der Fall, wenn alles perfekt eingestellt ist – und das braucht Erfahrung. Gerade in kleinen Setups übernehmen Grower viele Schritte weiterhin selbst: pH-Wert prüfen, Nährlösung wechseln, Geräte säubern. Eine vollautomatisierte Anlage klingt gut, ist aber eher die Ausnahme als die Regel – vor allem für Einsteiger.


Erdanbau oder Hydroponik? Der direkte Vergleich

Hier ein kleiner Überblick, wie sich beide Methoden unterscheiden:

Kriterium Erdanbau Hydroponik
Schwierigkeit Einfach, für Einsteiger geeignet Anspruchsvoller, techniklastig
Kontrolle Begrenzte Kontrolle Volle Kontrolle über Nährstoffe & pH
Wachstum Solide Sehr schnell
Ertragspotenzial Gut Sehr hoch
Fehlerverzeihung Hoch Gering
Sauberkeit Erdkrümel, Schmutz möglich Sehr sauber und geruchsarm
Kosten (Start) Günstig Höherer Einstiegspreis
Technikbedarf Minimal Hoch (Pumpen, Messgeräte, etc.)
Schädlingsrisiko Mäßig bis hoch (Erde = Risiko) Geringer
Automatisierung Teilweise möglich Gut automatisierbar

Für wen ist Hydro geeignet – und für wen nicht?

Hydroponik ist kein Muss, aber eine spannende Möglichkeit – vor allem, wenn Du mehr als nur einen Grow ausprobieren willst oder langfristig ambitionierter anbaust.

Hydro könnte etwas für Dich sein, wenn:

  • Du Spaß an Technik hast und gerne dazulernst
  • Du möglichst viel aus Deinen Pflanzen rausholen willst
  • Du bereit bist, Zeit in Kontrolle und Pflege zu stecken
  • Du in einem kleinen Raum arbeitest und jeden Zentimeter nutzen willst

Bleib lieber bei Erde, wenn:

  • Du Anfänger bist und erstmal Grundlagen lernen möchtest
  • Du wenig Zeit hast, Dich regelmäßig um Dein Setup zu kümmern
  • Du lieber mit natürlichen, lebendigen Substraten arbeitest
  • Dir einfache, unkomplizierte Lösungen lieber sind

Fazit: High-Tech oder Natur? Beides hat seine Berechtigung

Hydroponik ist wie ein präzises Werkzeug – leistungsstark, aber nur in den richtigen Händen. Wenn Du bereit bist, Dich mit dem System zu beschäftigen, kannst Du mit Hydro beeindruckende Ergebnisse erzielen: schnelleres Wachstum, mehr Kontrolle, größere Ernten.

Aber: Du brauchst auch die Bereitschaft, Fehler zu analysieren, Wasserwerte zu messen und Dein Setup im Griff zu behalten. Für viele lohnt es sich, mit Erde zu starten und sich dann Schritt für Schritt an Hydro heranzutasten – etwa mit einem kleinen DWC-System für eine einzelne Pflanze wie z.B. das Nutriculture Oxypot DWC-System.

Egal, für welche Methode Du Dich entscheidest: Am Ende kommt es auf Dein Wissen, Deine Aufmerksamkeit und Deine Beziehung zur Pflanze an.

Es liegt in Deinen Händen.

Viel Spaß beim Growen wünscht,
Robert von Grow Guru


Weiterführende Links:

Die 9 häufigsten Fragen zur Hydroponik

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Danke für die ausführliche Erläuterung👍🏻. Bin gerade am überlegen auf automatische Bewässerung umzusteigen.

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Man kann auf Hydro durchaus eine Ertragssteigerung von bis zu 30% haben, aber es ist auch sehr aufwändig. Man kann seinen Grow nicht einfach einem Grower-Kumpel überlassen, wenn man mal in den Urlaub fährt. Da brauchts schon ein wenig Expertise.

Aber wenn man da mal drin ist und ein paar Runs gemacht hat, dann entwickelt sich schnell ein guter Rhythmus. Und eben auch mal Ernten von deutlich mehr als 1g / Watt.

Für mich persönlich ist Hydro der Grund gewesen, warum ich mich tiefgehend mit meinen Pflanzen und ihren Mängeln auseinandergesetzt habe. Ich musste viel lernen und habe einige Fehler gemacht am Anfang. Es wurde aber besser und mein Pflanzenwissen hat massiv zugelegt, weil ich die Probleme auch verstehen wollte.

Heute würde ich sagen, dass die Hydroponik eine gute Schule ist, wenn man Fehler verstehen möchte. Pflanzen auf Hydro reagieren sehr schnell und wenn man da was falsch macht, dann sieht man das spätestens am nächsten Tag. Wenn man dann seinen Fehler korrigiert und alles wieder richtig macht, dann merkt man das auch nach 24h. So lernt man recht schnell, was die Pflanzen mögen und was nicht. Gilt ja dann für Erde genauso.

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Schön visualisiert und auch inhaltlich zusammengefasst, ich vermisse aber so Inhalte wie unterscheide in der Qualität der Blüten, die erhöhte wassereinlagerung, die erhöhte schimmelgefahr, die erhöhte Verdunstung und und und ….

Die Vielfalt und die Individualität an Terpenen ist deutlich geringer als auf Erde oder humusbasierten Substraten und viel geringer als auf Living Soil weil es einfach keine vergleichbare Rhizosphären Aktivität gibt…

Hydrokultur ist ertragreicher aber geschmacklich nie vergleichbar mit Erde oder Living soil ….

Dennoch keine Kritik, nur eine Ergänzung zu dem wirklich informativ und hoch didaktischen Inhalt bzw Content….

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Hey @Cannabiologe,

erstmal vielen Dank für Deinen sachlichen und fachlich starken Beitrag! Du sprichst viele Punkte an, die absolut zutreffend sind – wobei ich beim Thema Geschmack ein bisschen anderer Meinung bin. Das ist ja zum Glück auch ein sehr subjektives Feld.

Ich geh mal Punkt für Punkt auf Deine Ergänzungen ein:

1. Erhöhte Wassereinlagerung und Schimmelgefahr

Ja, es stimmt, dass sich mehr Wasser in der Pflanzen ansammelt. Hydro-Blüten neigen dazu, etwas „nasser“ zu sein – also eine höhere Wassereinlagerung zu haben. Das liegt daran, dass die Pflanzen in Hydro-Systemen ständig optimal mit Wasser versorgt sind.

Deswegen sind Hygiene und optimale Bedingungen in der Hydroponik auch besonders wichtig. Ich selbst hatte auch schon Schimmelbefall auf Hydrosystemen, allerdings selten mehr als 1-2 Buds. Insgesamt waren diese Ernten aber trotzdem größer als eine durchschnittliche Erd-Ernte.

2. Erhöhte Verdunstung

Auch hier hast Du Recht. Durch die höhere Wassereinlagerung ist natürlich auch die Verdunstung höher, was in der späten Blütephase schon mal die Luftfeuchtigkeit problematisch macht. Allerdings ist auch genau dieser „Wasserdurchfluss“ in der Pflanze dafür verantwortlich, dass ihr Stoffwechsel so schnell ablaufen kann und sie eben so fette Erträge bildet.

3. Verminderte Aktivität im Wurzelumfeld (Rhizosphäre)

Es stimmt, dass hier weniger Aktivität stattfindet, als bei einem Anbau auf Erde. Viele Hydrogrower arbeiten hier mit Aminosäuren und Enzymen, um die Endprodukte solcher Rhizosphärenaktivitäten nachzuahmen.

Wichtig finde ich hier die Unterscheidung:
In Erde sind Mikroorganismen essenziell, weil sie Nährstoffe überhaupt erst pflanzenverfügbar machen. In der Hydroponik dagegen liegt alles bereits in gelöster Form vor – die Pflanze kann sofort aufnehmen, was sie braucht. Das macht die „Helferlein“ dort weniger notwendig, wenn auch nicht komplett überflüssig – einige Mikroben haben durchaus auch in Hydro positive Effekte auf Gesundheit und Vitalität.

4. Anderes Geschmacksprofil

Hier stimme ich Dir teilweise zu. Es stimmt, dass das Geschmacksprofil sich zwischen Hydro- und Erd-Anbau stark unterscheiden kann. Meine Runtz hat damals auf Erde ganz anders geschmeckt als auf Hydro - und das bei der gleichen Mutterpflanze.

Das Hydro-Gras war sehr intensiv vom Geschmack und hatte was ganz Spezielles. Das Erde-Weed war auch gut und genau genommen hat es ein komplexeres Terpenprofil gehabt, weil Erd-Nuancen im Geschmack waren, die ich auf Hydro nicht hatte. Aber insgesamt hat mir da das Hydro-Weed besser geschmeckt. Das Terpenprofil war da einfach weniger von erdigen Geschmäcken überlagert und sehr fruchtig. Dabei mag ich es schon gern, wenn ein Weed mal nach Moosgarten schmeckt :smile:

Damit will ich sagen: Ein Strain muss nicht zwangsläufig besser schmecken auf Erde. Das Terpenprofil ist anders, ja, aber Geschmack bleibt immer eine Individualfrage.

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