Keimrate verbessern: 2 sichere Methoden
In der Natur entstehen neue Cannabispflanzen durch das Herabfallen von Samen. Die Samen überdauern mit Glück einen Winter unter der Erde, um im Frühling bei den ersten warmen Tagen langsam zu keimen und aus dem Boden zu sprießen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Samen die optimalen Bedingungen zum Keimen hat, hängt von vielen Faktoren ab: eine Luftfeuchtigkeit von 70 bis 80 %, Temperaturen von 21 bis 27 °C und absolute Dunkelheit.
Fällt einer dieser Faktoren weg, kann die Keimung sehr verlangsamt stattfinden oder komplett aussetzen. Aus diesem Grund produziert eine bestäubte weibliche Cannabispflanze auch so unglaublich viele Samen: Da die Keimungsrate in der freien Natur sehr gering ist, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass neue Pflanzen entstehen, nur bei einer großen Anzahl von Samen.
Übernimmt man allerdings selbst die Kontrolle über Luftfeuchtigkeit, Temperatur und Dunkelheit, kann man die Keimungsrate eines Cannabis-Samens bis auf gewisse Ausnahmen auf 100 % steigern. Wie genau das funktioniert und was alles beachtet werden muss, erläutere ich in diesem Artikel.
Qualität des Samens
Allen voran ist aber die Qualität des Samens am wichtigsten: bei schlechter Genetik oder falscher Lagerung werden die Samen auch bei bester Fürsorge nicht aufkeimen. Die Qualität mit bloßem Auge zu erkennen, ist jedoch fast unmöglich – möglich ist es aber, schlechte Samen zu identifizieren:
Unreife Samen:
Wenn die Schale des Samens einen Grünstich hat und beim Anfassen spürbar nachgibt, handelt es sich in der Regel um einen unreifen Samen. Mit dem Heranreifen verändert er seine Farbe in die bekannten bräunlichen, gräulichen, teilweise gestreiften Farbmuster. Doch ein grüner Samen wurde einfach zu früh geerntet und wird daher nicht keimen.
Alte/schlecht gelagerte Samen:
Ein alter oder auch schlecht gelagerter Seed erscheint auf den ersten Blick völlig normal. Doch bei den üblichen Keimungsmethoden rührt sich gar nichts. Wenn sich nach vielen Tagen noch keine Wurzel gebildet hat, kann man den Samen in ein Glas Wasser legen und schauen, ob sie absinken oder oben treiben: alte, vertrocknete Samen werden sich nicht oder nur langsam mit Wasser vollsaugen und daher auch nach mehreren Tagen noch oben auftreiben.
Welche Keimungsmethoden funktionieren besonders gut?
Um einen Cannabis-Samen zum Keimen zu bringen, gibt es mehrere verschiedene Methoden, wobei es hier kein Richtig oder Falsch gibt. Daher ist es ratsam, sich eine präferierte Methode herauszusuchen und diese zu perfektionieren. Ein wichtiger Hinweis gilt jedoch für alle Methoden und Arbeitsschritte der Keimung: Stets saubere, am besten desinfizierte Hände haben oder Handschuhe tragen!
1. Wasserglas-Keimung
Bild von Ulli
Die Keimung im Wasserglas findet wie folgt statt: Cannabissamen werden in ein Glas mit lauwarmem Wasser gelegt und an einen dunklen, warmen Ort gestellt. Nach einiger Zeit (ca. 24 Stunden) sind die Samen mit Wasser vollgesogen und sinken auf den Boden des Glases. Nun enthalten sie genug Wasser im Inneren, um den Keimungsprozess in einem Anzuchtmedium zu beginnen.
Zu dieser Methode gibt es allerdings einige kritische Stimmen, da die Meinung im Raum steht, dass man die Samen “ertränkt” und daher die Keimungsrate deutlich reduzieren könnte. Allerdings zeigen einige YouTuber und Influencer der Szene immer wieder, dass auch diese Methode von Erfolg gekrönt sein kann.
2. Taschentuch-Methode
Bild von Seedler
Bei der Keimung in einem feuchten Taschentuch, versucht man im Grunde das optimale Substrat zu imitieren: feucht, warm und dunkel. Dazu wird ein Taschentuch mit klarem Wasser befeuchtet und leicht ausgedrückt. Es sollte zwar feucht, aber nicht nass sein. Anschließend wird der Samen hineingelegt, das Taschentuch zusammengeklappt und dann an einen dunklen, warmen Ort gestellt. Während der Keimungszeit von ca. 1-4 Tagen sollte das Taschentuch stets feucht gehalten werden, bspw. mit einer Sprühflasche. Das Überprüfen des Keimungsvorgangs sollte auf ein Minimum reduziert werden, da jeglicher Lichteinfall dem Samen oder seiner Wurzel schaden kann.
Pro-Tipp: Kombination aus Wasserglas- und Taschentuch-Keimung
Eine Kombination aus Wasserglas und einer optimierten Taschentuch-Methode hat sich jedoch als besonders erfolgreich herausgestellt: Dazu werden die Samen zuerst für 18-24h in Wasser eingelegt, anschließendes auf ein feuchtes Wattepad gelegt und mit einem weiteren bedeckt. Dieses Wattepad-Sandwich wiederum kommt in einen Zip-Lock-Beutel, der bis auf einen kleinen Spalt komplett geschlossen wird. Nun wird auch dieses Päckchen an einen warmen, dunklen Ort gelegt und nach 24-72h sollten die Samen bereits aufgekeimt sein.
Was passiert nach der Keimung?
Bei der oben genannten Pro- oder der Taschentuch-Methode haben die Samen, je nach Dauer der Keimungsphase und den Bedingungen, bereits eine kleine weiße Wurzel oder sogar schon die ersten Haarwurzeln gebildet. Hier stellen sich einige die Frage, wie weit fortgeschritten das Stadium der Keimung sein sollte, bevor man den Keimling/Samen in die Erde steckt. Auch hierfür gibt es keine richtige Antwort, sondern eher Hinweise:
1. Samen mit kleiner Wurzelspitze
Samen, die sich gerade so einen Spalt weit geöffnet und eine winzige Wurzelspitze gebildet haben, können bereits in die Erde gepflanzt werden. Das Herauswachsen der Wurzel ist das Anzeichen dafür, dass das Innere des Samens sich ausdehnen und den Samen “sprengen” will. Dennoch besteht das Risiko, dass die Erde, in die der Samen gepackt wird, zu feucht oder zu trocken ist und die Wurzelspitze verfault oder vertrocknet. Entscheidet man sich in diesem Stadium dazu, den Samen einzupflanzen, sollte man ihn ca. 1 cm tief in den Boden stecken, vorsichtig mit Erde bedecken und diese stets feucht, aber nicht nass halten. Am besten geht das mit einer Sprühflasche.
2. Samen mit langer weißer Wurzel
In diesem Stadium ist die Wurzel bereits dabei sich zu entwickeln und auf die Suche nach Wasser zu gehen. Der Samen sollte nun schon sehr weit geöffnet sein und vielleicht sieht man schon die Keimblätter unter der Hülle. In diesem Stadium darf das Loch für den Keimling ruhig etwas tiefer sein, als die Wurzel reichen würde. Auch hier wird der Samen mit etwas Erde bedeckt, die feucht zu halten ist. Es kann leider auch hier noch immer passieren, dass die Pflanze bzw. die Wurzel nicht genug Kraft aufbringen kann, um sich aus dem Erdreich zu kämpfen. Daher sollte man stets nur eine leichte, eher trockene Erdschicht über den Samen legen.
3. Wurzel und Keimling ohne Samen
In manchen Fällen, z.B. bei besonders schnell wachsenden Sorten, guter Genetik, perfekten Bedingungen und/oder einem nachlässigen Grower, der seine keimenden Samen mehrere Tage nicht überprüft hat, kann es vorkommen, dass sich die Pflanze bereits aus ihrem Samen geschält hat. Auf dem Taschentuch oder Wattepad befindet sich eine winzige Pflanze, die äußerst empfindlich ist, daher hier nochmal der Hinweis auf saubere/sterile Hände.
Man sollte dabei besonders behutsam vorgehen, da sich oft auch schon die ersten Haarwurzeln gebildet haben und in das Taschentuch/Wattepad gewachsen sind – diese abzureißen schadet dem Keimling enorm. Auch für diesen Sprößling macht man ein Loch in den Boden, dass etwas tiefer als die Wurzel selbst ist und setzt den Keimling vorsichtig (am besten mit Pinzette) in das Loch hinein.
Der obere Teil der Pflanze mit den Keimblättern wird diesmal selbstverständlich nicht mit Erde bedeckt, sondern muss aus der Erde herausragen. Ab hier gilt auch wieder: Erde feucht, aber nicht nass halten. Da die Pflanze in diesem Stadium bereits ein voll entwickelter Keimling ist, ist der erste Schritt auf der großen Reise bereits geschafft und dem Wachstum sollte nun nichts mehr im Wege stehen.
Wie geht es dann weiter?
Endlich haben sich die kleinen Keimlinge aus der Erde gekämpft und erblicken das Licht der Welt. Doch wie versorgt man sie nun richtig? Worauf muss man achten und was gilt es zu vermeiden? Die Antworten darauf bekommt ihr im nächsten Newsletter, wenn es um das Thema geht “Umgang mit Jungpflanzen - Die ersten Wochen nach der Keimung”
geschrieben von:
Mr. Haze Amaze