Optimale Luftfeuchtigkeit: Der Wachstumsbooster

Optimale Luftfeuchtigkeit: Der Wachstumsbooster

Die richtige Luftfeuchtigkeit ist ein entscheidender Faktor für den erfolgreichen Anbau von Cannabispflanzen. Dieser Artikel erklärt, warum Luftfeuchtigkeit so wichtig ist, wie sie das Pflanzenwachstum beeinflusst und welche Werte in den verschiedenen Wachstumsphasen optimal sind. Zudem gibt es noch ein paar praktische Tipps zur Regulierung der Luftfeuchtigkeit, um ein ideales Mikroklima für deine Pflanzen zu schaffen.

Gleich zu Beginn sei gesagt, dass sich dieser Artikel an Indoor-Grower richtet. Beim Outdoor-Grow lässt sich Luftfeuchtigkeit und Temperatur kaum bis gar nicht beeinflussen, weshalb der Outdoor-Grow in diesem Artikel ausgeklammert bleibt.

Bedeutung der Luftfeuchtigkeit für Pflanzen

Luftfeuchtigkeit beeinflusst die Wasseraufnahme, die Transpiration und die Gesundheit der Pflanzen insgesamt. Eine falsche Luftfeuchtigkeit kann zu Stress, Krankheiten und einem verlangsamten Wachstum führen. Insbesondere in den vegetativen Stadien der Pflanze ist eine erhöhte Luftfeuchtigkeit vonnöten, um ein optimales Wachstum zu gewährleisten. Ist die Feuchtigkeit zu hoch, droht Schimmel, ist die Feuchtigkeit zu niedrig, vertrocknen die Pflanzen. Besonders gut ist das bei frischen Stecklingen zu sehen: nimmt man sie einmal aus ihrer feuchten Anzuchtbox und stellt sie in einen normalen, beheizten Raum, lassen sie nach nur wenigen Minuten bereits die Köpfe hängen.

Ausschließlich in der Blütephase ist das Ziel eine möglichst niedrige Luftfeuchtigkeit zu haben, da sich ansonsten Wasser in den Blüten sammeln und zu Schimmelbildung führen kann.

Optimale Luftfeuchtigkeitswerte für jede Wachstumsphase

Keimlings-/Stecklingsphase (70-80 % Luftfeuchtigkeit)

In der Keimlingsphase benötigen die jungen Pflanzen eine hohe Luftfeuchtigkeit, da sie noch keine starken Wurzeln haben. Die hohe Luftfeuchtigkeit erleichtert die Wasseraufnahme über die Blätter und unterstützt das schnelle Wachstum. In dieser Phase ist es ratsam, eine Anzuchtbox oder ein Anzuchtzelt zu verwenden, um die Feuchtigkeit möglichst konstant halten zu können. In einem vollausgestatteten Growzelt empfiehlt es sich, den Aktivkohlefilter zu entfernen, da er sich ansonsten mit Wasser aus der Luft vollsaugt und unbrauchbar wird.

Insbesondere bei Stecklingen ist die Aufrechterhaltung einer hohen Luftfeuchtigkeit essenziell, da diese Pflanzen oft ein schwach ausgebildetes Wurzelsystem aufweisen und daher sehr anfällig für rapide Luftfeuchtigkeitsabfälle sind.

Vegetative Phase (60-70 % Luftfeuchtigkeit)

In dieser Phase ist eine moderate Luftfeuchtigkeit optimal. Die Pflanzen entwickeln starke Wurzeln und benötigen eine ausgewogene Umgebung, um ihr Wachstum zu maximieren. Eine höhere Luftfeuchtigkeit zwischen 60 und 70 % kann mit der passenden Temperatur einen wahrhaften Wachstumsschub erzeugen. Durch die hohe Feuchtigkeit in der Luft können die Pflanzen das Wasser über ihre Blätter aufnehmen und gleichzeitig mit ihren Wurzeln das Wasser und Nährstoffe aus dem Boden ziehen. Mit dem richtigen Substrat und einer passenden Düngermischung schafft man somit eine perfekte Umgebung für die vegetative Phase.

Blütephase (40-50 % Luftfeuchtigkeit)

In der Blütephase ist es entscheidend, die Luftfeuchtigkeit niedrig zu halten. Eine zu hohe Luftfeuchtigkeit kann die Ernte ruinieren: Wenn sehr viel Feuchtigkeit in der Luft liegt, können sich Wasseransammlungen tief im Inneren der Blüten bilden, welche ein hohes Risiko für die Entstehung von Schimmel bieten. Daher ist es ratsam, die Luftfeuchtigkeit auf mindestens 50 % oder tiefer zu senken. Zusätzlich muss eine gute Luftzirkulation herrschen, damit die Luftfeuchtigkeit im Zelt relativ homogen ist.

VPD – Das Zusammenspiel von Luftfeuchtigkeit und Temperatur

Der Vapour Pressure Deficit (VPD) ist ein wichtiger Wert für das Pflanzenwachstum, weil er zeigt, wie viel Wasser Deine Pflanzen über die Blätter verdunsten. Er wird von zwei Faktoren bestimmt: Luftfeuchtigkeit und Temperatur. Ist die Luft zu feucht, verdunstet wenig Wasser – ist sie zu trocken, kann die Pflanze austrocknen. Der richtige VPD-Wert hilft den Pflanzen, optimal Wasser und Nährstoffe aufzunehmen. Zum Glück gibt es Tabellen, an denen Du Dich orientieren kannst, um die besten Werte für jede Wachstumsphase einzustellen.

Du kannst dabei die zur Temperatur passende Luftfeuchtigkeit je nach Pflanzenphase in einer Tabelle ablesen. So kannst Du schnell herausfinden, welche Bedingungen optimal sind.

Mehr dazu erfährst Du hier:
Luftfeuchte im Anbauraum und das Dampfdruckdefizit (VPD)

Wie man die Luftfeuchtigkeit reguliert

Messgeräte verwenden

Ein Hygrometer ist unerlässlich, um die Luftfeuchtigkeit genau zu messen. Allerdings sollte man beim Kauf solcher Geräte immer auf den Verwendungszweck achten: billige Hygrometer im 5er-Pack auf Amazon sind oftmals keine gute Wahl, auch gewöhnliche Heim-Hygrometer für Innenräume sind nicht wirklich geeignet für die präzise Überwachung der Luftfeuchtigkeit. Für eine genauere Überwachung der Werte sollte man stets ein Hygrometer aus einem Growshop nutzen, da dort oftmals nur Geräte für den Indoor-Grow angeboten werden. Diese Geräte sind deutlich präziser und reagieren schneller auf Veränderungen als die oben genannten, günstigen Alternativen.

Luftbefeuchter und Luftentfeuchter

Luftbefeuchter sind ideal für die Keimlings- und vegetative Phase, wenn die Luftfeuchtigkeit auf einem konstant hohen Level gehalten werden muss. Am effektivsten sind smarte Geräte, die über einen Sensor die Luftfeuchtigkeit im Raum erfassen und erst ab einem Grenzwert wieder den Betrieb starten. Solche Geräte können auch zu den “kritischen” Jahreszeit in einem Growzelt von Nutzen sein: In den Wintermonaten, wo oft trockene Heizungsluft die Räume füllt und durch die Zuluft ins Zelt gelangt, hilft ein Luftbefeuchter dabei, den Pflanzen in der Growbox weiterhin optimale Bedingungen zu genießen. Im Sommer, wenn es sehr heiß wird, hilft eine hohe Luftfeuchtigkeit dabei, die enorme Transpirationsrate (Schwitzen) der Pflanzen auszugleichen.

Ein Luftentfeuchter wiederum ist besonders nützlich in der Blütephase, um überschüssige Feuchtigkeit zu reduzieren. Doch meist können diese Geräte bis zu eben dieser Phase auch ungenutzt in der Ecke stehen bleiben.

Luftzirkulation verbessern

Umluft-Ventilatoren und Abluftanlagen helfen, die Luft gleichmäßig zu verteilen und Schimmelbildung vorzubeugen. Eine gute Luftzirkulation ist beim Indoor-Grow besonders wichtig: Stehende, feuchte Luft ist eine optimale Bedingung für die Entstehung von Mehltau, Botrytis und anderen Schimmel- und Fäulniskrankheiten. Aus diesem Grund ist eine ausreichende Luftverwirbelung im Inneren unerlässlich und sollte stets kontinuierlich im Betrieb sein.

Es ist ratsam, die Luftzirkulation im Zelt nicht wahllos zu gestalten: Optimal ist eine Diagonale oder besser noch ein Zickzack. Wenn man bspw. eine Zuluftöffnung auf der linken unteren Seite seiner Box öffnet, sollte die Abluftanlage auf der rechten oberen Seite sein. Ein Umluft-Ventilator kann diese Diagonale durch gezielte Positionieren weiter umschwenken. Wo genau sie platziert werden müssen, ist allerdings von Zelt zu Zelt unterschiedlich. Es ist jedoch keine schlechte Idee, sich vor Anbringung der Ab- und Umluft Gedanken zu machen, wie ein optimaler Luftstrom herzustellen ist.

Verwendung von Klimakontrollsystemen

Automatische Systeme können Temperatur und Luftfeuchtigkeit konstant halten und somit den Pflegeaufwand minimieren. Mittlerweile gibt es eine große Auswahl an verschiedenen Herstellern, welche smarte Systeme mit ausgeklügelten Controllern, Sensoren und automatisch gesteuerten Geräten anbieten. Mit einem solchen Equipment und den passenden Geräten ist es fast schon ein Kinderspiel eine perfekte Luftfeuchtigkeit im Zelt zu gewährleisten und somit das Wachstum der Pflanzen deutlich zu verbessern.

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