Gesunde Wurzeln → Dicke Blüten
“Tiefe Wurzeln welken nicht” dieses Sprichwort trifft auch auf die Cannabispflanze zu. Vielmehr kann man sagen, dass ein gesundes und üppiges Wurzelwachstum das Fundament einer Pflanze ist. Je größer und umfangreicher das Wurzelwerk ist, desto größere und mächtigere Gewächse erstrecken sich auf der anderen Seite des Erdreiches.
Die Wurzeln sind die Hauptleitung für die Nährstoff- und Wasseraufnahme und sollten daher gut gepflegt und bei ihrer Arbeit unterstützt werden.
Was ist bei der Anzucht zu beachten?
Hat man sich für das Vorgrowen in kleinen Anzuchtbehältern entschieden, sollten einige Dinge beachtet werden. Zum einen sollten diese Behälter mit lockerer Anzuchterde oder ungedüngtem Substrat befüllt sein, welches stets feucht gehalten werden muss. Zudem sollten die Behälter aus Naturmaterialien wie Torf und Holzfasern bestehen oder sollte Drainage-Löcher besitzen. Kurz gesagt, es reichen für den Anfang die üblichen Anzucht Behälter aus jedem üblichen Baumarkt oder Gartencenter.
Allerdings haben beide Behältnisse einen Nachteil: bei Torftöpfen wachsen die Wurzeln oft durch die Topfwand und werden beim Umsetzen abgerissen. Die meisten Plastik-Anzuchttöpfe haben sehr große Drainage-Löcher, durch die ebenfalls Wurzeln hindurchwachsen und beim Umtopfen beschädigt werden können.
Pro-Tipp:
Was sich für mich sehr gut bewährt hat, ist ein handelsüblicher, transparenter 300ml Plastikbecher. Dieser wird von außen bis auf den Boden komplett mit Folie, Klebeband oder Farbe abgedunkelt. In den Boden werden einige Löcher gestochen, um für Drainage zu sorgen. Der Vorteil dieses Behältnis ist, dass man jederzeit einen Blick auf die Wurzeln am Boden des Bechers schauen kann. So kann man feststellen, wann die Pflanzen umgetopft werden müssen. Nämlich sobald sie das Root Bounding beginnt…
Was ist Root Bounding?
Das Wort “Root Bounding” bedeutet auf Deutsch so viel wie “Wurzelverflechtung”. Auch wenn man im ersten Moment denken könnte, dass die Verflechtung der Wurzeln vorteilhaft sein könnte oder sich über einen dicken Wurzelballen im Anzuchttopf freut, so ist dieses Wurzelwachstum alles andere als positiv. Es ist schlichtweg ein Zeichen dafür, dass die Wurzeln der Pflanze sich gerne deutlich mehr ausgedehnt hätten, sich nun aber mit ihrem vorhandenen Platz abgefunden haben.
Wächst die Wurzel einer Pflanze gegen eine stabile, nicht durchlässige Wand, erkennt sie diese als stoppendes Hindernis und tritt den Rückzug an – sie wächst also wieder zurück oder an der Wand entlang, bis sie auf ein neues Hindernis stößt. Ist ein Gefäß also sehr klein, geschieht diese Wurzelverästelung extrem schnell und kann innerhalb weniger Tage den gesamten Topf füllen.
Nun könnte man immer noch meinen, ein großer Wurzelballen im Anzuchttopf ist die perfekte Voraussetzung für ein erfolgreiches und ergiebiges Umtopfen. Doch schnell wird man feststellen, dass die Pflanze trotz des scheinbar prächtigen Wurzelwachstums nicht wirklich größer wird. Und das liegt schlichtweg daran, dass sich die Pflanze bereits an ihren eingeschränkten Platz angepasst hat: Die Wurzeln sind bereits so stark verflochten, dass sie sich selbst eine Art Käfig erzeugt haben, aus dem kaum Wurzeln herauswachsen können. Das bedeutet, dass sie ihr Wachstum auf den Platz des Anzuchttopfes beschränkt. Und da die Wurzeln sich nicht weiter ausdehnen, wird sich auch das Wachstum der Pflanze deutlich verringern.
Aus diesem Grund sollte man seine Pflanze umtopfen, noch bevor ein zu großes Root Bounding entsteht. Sollte es doch einmal zu spät gewesen sein, kann es helfen, den gebildeten Wurzelkäfig vorsichtig etwas auseinander zu reißen oder zu schneiden und die Pflanze mit etwas Wurzelstimulator direkt an den Wurzeln umzutopfen. Das Risiko, dass die Pflanze diesen Schock nur schlecht übersteht, ist dabei leider nicht ganz unwahrscheinlich.
Was hilft beim Wurzelaufbau?
Egal ob die Pflanzen mit oder ohne Root Bounding umgetopft werden, gibt es einige Tipps, um ein besonders gesundes Wurzelwachstum zu erzielen und somit eine starke und produktive Pflanze zu growen.
Air pruning (“Luftbeschneidung”)
Das Air Pruning ist eine der einfachsten, aber auch effektivsten Methoden, um Root Bounding vorzubeugen und grundsätzlich ein gutes Wachstum unter der Erde zu erreichen. Auch wenn “Luftbeschneidung” vorerst sehr aufwendig und experimentell klingen mag, ist es nichts weiter, als einen Topf zu nutzen, dessen Material von den Wurzeln durchdrungen werden kann.
Bei Stofftöpfen oder Air-Pots geschieht Folgendes:
Die Wurzel wächst durch das Gewebe hindurch und trifft somit auf Licht und Frischluft – und das verträgt sie ganz und gar nicht. Die kleine Wurzelspitze, die sich also nach außen gekämpft hat, stirbt einfach ab und setzt ihr Wachstum im Inneren des Topfes weiter fort.
Auch wenn es ähnlich zum Root Bounding klingen mag, verhält sich eine Wurzel vollkommen anders, wenn sie auf Luft trifft und an dieser Stelle abstirbt, als wenn sie gegen eine Wand läuft. Beim Root Bounding werden die abgeleiteten Wurzeln immer dicker und blockieren sich selbst, beim Air Pruning verästeln sich die Wurzeln und bilden ein großflächiges, feingliedriges Netz.
Wurzel-Booster wie Mykorrhiza und Enzyme
Eine Pflanze kann durch den Einsatz von Mykorrhiza und Enzymen grundlegend in ihrem Wachstum unterstützt werden. Viele Grower wissen, dass die Verwendung von Wurzel-Boostern oder Zusätzen mit Mykorrhiza oder Enzymen beim Anbau ratsam ist. Was diese Begriffe jedoch genau bedeuten und wie sie wirken, wird oft übersehen, obwohl es unglaublich spannend sein kann, sich damit auseinanderzusetzen.
Enzyme sind Proteine in der Pflanze, die beispielsweise das Zellwachstum, den Cellulose-Abbau und die Stressresistenz beeinflussen. Von außen hinzugefügt können diese Enzyme das Wachstum verbessern, indem sie den Abbau von Cellulose optimieren. Das Enzym Cellulase zerlegt nicht nur Zellwände, um neues Wachstum zu ermöglichen, sondern es baut auch abgestorbenes Wurzelwerk ab. Dadurch wird dieses alte Wurzelwerk für Mikroorganismen zugänglich, die es in Nährstoffe umwandeln, die dann der Pflanze zugutekommen.
Als Mykorrhiza bezeichnet man die Symbiose zwischen Pflanzen und Pilzen. Allerdings sind damit keine “sichtbaren” Pilze wie Champignons oder ähnliches gemeint. Mykorrhizen umgeben die Wurzeln mit einer schützenden Barriere gegen bodenbürtige Krankheitserreger oder Infektionen. Einige Arten, die sogenannten Endomykorrhizen, wachsen sogar in die Pflanze hinein. Der Vorteil: Auch die Wurzeln der Pilze, die Aburskeln, nehmen ebenfalls Wasser auf und versorgen damit die durchwachsene Pflanze zusätzlich.
Wie geht es weiter?
Da nun der untere Teil der Pflanze gut versorgt ist und der obere Teil Pflanze durch die großflächige Nährstoff- und Wasseraufnahme ein üppiges Wachstum aufweisen wird, gilt es als nächstes, dieses Wachstum zu bändigen oder in die richtigen Bahnen zu lenken. Im nächsten Artikel beschäftigen wir uns also mit dem “Training” von Pflanzen und ihren Trieben.
Geschrieben von Mr. Haze Amaze